Auf Augenhöhe und mit Bedacht

Aktuell klären Vertretungen aus Baden und Turgi Fragestellungen zu Themen wie Behörden, Verwaltung, Entwicklung der neuen Stadt, Schulwesen, Finanzen, Ortsbürgergemeinde, Technische Betriebe oder Feuerwehr. Dies mit dem Ziel, Chancen und Risiken eines allfälligen Zusammengehens aufzuzeigen. Bei der geplanten Abstimmung vom 13. Juni 2021 geht es jedoch noch nicht um einen Zusammenschluss von Baden und Turgi. Vielmehr können die Stimmberechtigten dann den Behörden den Auftrag erteilen, einen vertieften Prozess Richtung Fusionsvertrag zu starten. Markus Schneider, Stadtammann von Baden, Adrian Schoop, Gemeindeammann von Turgi, und Jean-Claude Kleiner, externer Projektberater, geben im Vorfeld des öffentlichen Informationsanlasses vom 14. Januar 2021 Einblick in den aktuellen Stand der Dinge.

Wo sehen Sie in diesem Projekt besondere Herausforderungen, heikle Themen? Was hat Sie bisher positiv überrascht?

Markus Schneider: Die Gruppen arbeiten partnerschaftlich und auf Augenhöhe, offen aber auch kritisch. Das finde ich bereichernd. Herausfordernd ist in Coronazeiten, Gruppenworkshops überhaupt durchzuführen. Die Teilnehmenden sind aber bereit, sich unter Berücksichtigung der Umstände optimal einzubringen, damit gute Grundlagen erarbeitet werden können.

Jean-Claude Kleiner: Die Gemeinde Turgi wird, obwohl bedeutend kleiner als Baden, als gleichwertiger Partner respektiert. Interessant ist zudem, dass bei einzelnen Themen Turgi durch effiziente Strukturen überzeugt. Auch die teils sehr sensiblen Themen wie etwa die zukünftige Organisation der Feuerwehr oder der Ortsbürger werden konstruktiv diskutiert. Man ist bemüht im Interesse beider Partner, aber auch im Interesse der Nachbargemeinden, nachhaltige Lösungen zu entwickeln.

Adrian Schoop: Es geht um die Sache und die Mitwirkenden sind sehr motiviert. Die Diskussionen sind zielgerichtet – und ganz wichtig: Der Humor kommt nicht zu kurz. Den Turgemerinnen und Turgemern wollen wir aufzeigen, dass Turgi ein starker Ortsteil von Baden werden kann. Turgi soll integriert, nicht übernommen werden. Die Badenerinnen und Badener sollen sehen, dass Turgi auf verschiedenen Ebenen viel zu bieten hat.

Mit Baden und Turgi tätigen eine Stadt und ein Dorf Zusammenschlussabklärungen. Was ist aus Projektberater-Sicht bei einem Prozess zwischen so ungleichen Beteiligten besonders wichtig?

Jean-Claude Kleiner: Bei einem Prozess, indem eine grosse und eine kleinere Gemeinde zusammenfinden sollen, sind der gegenseitige Respekt, die Toleranz und Grosszügigkeit sowie der Wille, die politische Kultur der Partnergemeinde zu verstehen, sehr wichtig. Man sollte sich auf gleicher Augenhöhe begegnen und Herausforderungen auch immer durch die Brille des Gegenübers betrachten.

Stichwort Modellstadt: Wie sieht Ihre Einordnung aus?

Jean-Claude Kleiner: Das Projekt «Modellstadt» ist eine zukunftsorientierte Option, die im Kreise der verantwortlichen Stadt- und Gemeindeammänner diskutiert wird. Es fördert das gegenseitige Verständnis dieser Nachbargemeinden und ermöglicht, wichtige Handlungsfelder zu identifizieren.

Adrian Schoop: Ich verfolge die Bestrebungen zur Modellstadt interessiert mit. Trotzdem ist es mir wichtig, die beiden Dinge komplett zu trennen. Das aktuelle Baden-Turgi-Projekt und die Modellstadt laufen völlig unabhängig voneinander. Auch der Zeithorizont ist ein ganz anderer.

Markus Schneider: Die Modellstadt besteht aus 13 Gemeinden, soll eine theoretische Grundlage mit Zahlen und Fakten schaffen, aus der ersichtlich wird, was sich bei gemeinsamer Erledigung von Arbeiten verändern würde und welches die ideale Grösse für ein optimales Funktionieren in der Region sein könnte. Im Baden-Turgi-Projekt erarbeiten wir Grundlagen, um von der Bevölkerung den Auftrag zu erhalten, den Fusionsvertrag auszuarbeiten.

Wie würden Sie das aktuelle Befinden der Bevölkerung dem Projekt gegenüber einschätzen?

Adrian Schoop: Wir sagen immer: Ohne Kommunikation keine Fusion. Es ist enorm wichtig, die Bevölkerung ins Boot zu holen. Denn das Interesse am Thema ist gross. In Zeiten von Corona ist dies aber etwas schwieriger, da viele Informationsveranstaltungen in den virtuellen Raum verlegt werden müssen. Der angelaufene Arbeitsprozess wird in Turgi bisher äusserst positiv aufgenommen. Auch wenn ich von Menschen in Turgi angesprochen werde, bekommt der Gemeinderat positives Feedback. Die wenigen kritischen Stimmen sind konstruktiv.

Markus Schneider: Die Entscheide des Einwohnerrats Baden und der Gemeindeversammlung in Turgi zeigen eine grosse Bereitschaft, den Prozess zu unterstützen. Bevor sich die Bevölkerung ein Bild machen kann, muss aber zuerst erarbeitet werden, was eine allfällige Fusion wirklich bedeutet. Wir sind erst einen grossen Schritt weiter, wenn uns mit der Abstimmung vom 13. Juni 2021 von der Bevölkerung der Auftrag gegeben wird, den Fusionsvertrag auszuarbeiten.

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Diesen Artikel habe ich mit grossem Interesse gelesen. Die Sorgfalt und wertschätzende Art, wie die Vorbereitung für die Fusion gestaltet wird, beeindruckt und erfreut mich. Ich wünsche viel Erfolg!