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Was die «Eingemeindung» mit Rütihof machte

Wie ist damals in Rütihof der Zusammenschluss mit Baden gelungen, und wie hat sich das Quartier bis heute entwickelt? Am fünften Quartierspaziergang nahmen auch einige Turgermerinnen und Turgemer teil, welche diese Fragen bestimmt besonders interessierten.

Rütihof ist ähnlich wie Turgi durch einen Grüngürtel vom Stadtgebiet getrennt. Anders als Turgi heute, war Rütihof in den 1960er-Jahren hingegen ein Bauerndorf mit 300 Einwohnerinnen und Einwohnern. Politisch gehörte es zu Dättwil. Teil dieser Gemeinde war auch Münzlishausen, von wo aus die «Eingemeindung» ihren Lauf nahm. Im Weiler über der Allmend hatte man nämlich genug davon, den Strassenunterhalt für alle Badenerinnen und Badener zahlen zu müssen, die zum Ausflugsziel Baldegg unterwegs waren. Nach der Fusion 1962 zahlte der Verursacher mit. Ein «Zückerli» gabs auch für Rütihof, wie Thomas Burger, Präsident der Chronikgruppe, berichtete. Der damalige Stadtammann Max «Stadtmax» Müller habe nämlich eine neue Beleuchtung des Dorfplatzes versprochen. So sagten die Münzlishauser und Rütihöfler mehrheitlich Ja zum Zusammenschluss und überstimmten damit die Dättwiler.

Zehn Jahre nach dem Zusammenschluss bekam Rütihof eine Bauordnung, die eine geordnete Bevölkerungsentwicklung auf heute 2600 Einwohnerinnen und Einwohner ermöglichte, anfänglich durch Einzonungen, später durch Innenverdichtung. Mit Infrastruktur wie einem Dorfladen, einem Restaurant, einer Schulanlage und einem Gemeinschaftszentrum konnte vermieden werden, dass Rütihof zu einem «Schlafdorf» wurde. Stefan Widmer, Präsident des Dorfvereins, ist zudem überzeugt, dass mit der Fusion die Identifikation mit Rütihof gestiegen ist. Man müsse zwar ab und zu für seine Anliegen kämpfen, zum Beispiel für einen öffentlichen Spielplatz oder ein neues Schulhaus. «Aber grundsätzlich sind wir von Baden sehr gut gehalten.»

Darüber, wie sich Rütihof ohne politischen Anschluss an Baden entwickelt hätte, kann man nur spekulieren. Peter Züllig von der Chronikgruppe geht davon aus, dass die Bodenpreise zwar tiefer wären, hingegen keine innovative Wohnbauformen (wie sie die Chronikgruppe hier dokumentiert hat) ausprobiert worden wären. «Und wir hätten wohl keine Tagesschule mit Tageskindergarten und keinen Viertelstundentakt beim Bus.»

Zum Apéro gabs Roten vom Rebverein Rütihof und Rütihöfler Bräu. Dass diese zu einer starken Quartieridentität beitragen, ist weit mehr als nur Spekulation.

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